Gescher. Glockenklang ist seit einigen Tagen in der Bauerschaft Estern in Gescher zu hören. Mit der Glocke hat sich Heinrich Sicking einen lang ersehnten Traum erfüllt.
Jeweils zum Angelus und zu den vollen Stunden ist der Klang der 390 Kilogramm schweren Glocke zu vernehmen. Im Beisein der Nachbarn, Kollegen und Freunde wurde die Glocke vergangene Woche von
Pfarrer Udo Diepenbrock geweiht.
Seit 20 Jahren ist Sicking, langjähriger Mitarbeiter der Glockengießerei Petit & Gebr. Edelbrock, im Besitz der bronzenen Glocke. Sie zierte den kleinen Vorgarten des Hofs. Traum war es
für Sicking, die Glocke auch läutefähig zu machen. Ein ehrgeiziger Plan, der in die Tat umgesetzt wurde. Viele Ideen gab es, die Glocke wieder klingen zu lassen. Es ging in die Detailplanung:
Skizzen wurden angefertigt und schließlich ein Bauplan für einen kompletten Glockenstuhl gezeichnet.
In der Glockengießerei wurde der Plan zur Wirklichkeit. Unter den Händen der Zimmermänner Thomas Hisker und Andreas Grape nahm der Glockenstuhl Gestalt an. Gelegen kam es Sicking, dass
zurzeit einige Kirchen geschlossen werden. So konnte er günstig eine gebrauchte Läutemaschine sowie das Zubehör wie Läuterad und Schlagwerk erwerben. Auf einem Anhänger verladen, wurde der
Glockenstuhl in die Bauerschaft Estern transportiert. Unter der Mithilfe von Sohn Hendrik und vielen Verwandten hatte man im Garten bereits einen Stellplatz gepflastert. Der Glockenstuhl
konnte gerichtet werden. Stromkabel mussten verlegt, der Platz optisch hergerichtet werden.
Unterstützung beim Aufbau erhielt Sicking wie selbstverständlich durch seine Kollegen aus der Gießerei. Dabei wurde die gesamte Elektrik von Ollie Linnhoff erstellt.
Die Nachbarn ließen es sich nicht nehmen, die Glocke feierlich mit einem grünen Kranz und bunten Bändern zu schmücken. Im Beisein der Kollegen, der Nachbarn, Freunde und von Verwandten wurde
die Glocke geweiht. Für Pfarrer Diepenbrock war es das zweite Mal überhaupt, dass er eine Glockenweihe vornehmen durfte. Der Pfarrer hofft, dass die Glocke zu vielen Anlässen geläutet wird
und den Nachbarn Freude und Leid kund tut. Er denke an Taufen und Hochzeiten, aber auch an die Sterbefälle.
Besonders freue er sich, dass zum Angelus um jeweils um 7 Uhr, 12 Uhr und 19 Uhr geläutet werde. Grund, um die Glocke mit dem Schlagton "h'" zu läuten, gäbe es zudem beim Schützenfest, das
die St.-Johannes-Schützengilde traditionell am Fronleichnamstag feiert. "Dann wird aber schon zum Wecken um 6 Uhr geläutet", versprach Sicking.
Text: Franz Josef Schulenkorf | Foto: Franz Josef Schulenkorf in Kirche+Leben
30.05.2011